Covid-19 und die Vernunft

Sieben Vernunftgründe, die Pandemie ernst zu nehmen, und sie deswegen zu beenden:

  1. Eine neue Krankheit: Einen neuen Erreger und eine neue Krankheit begrüßt man nicht mit offenen Armen als willkommene Chance, das eigene Immunsystem zu trainieren. Vernünftigerweise denkt man, dass Krankheiten weniger werden sollten anstatt mehr. Die Forderung nach Durchseuchung ist sozialdarwinistische Naturethik und steht damit in Opposition zu jeder Form von Zivilisation. Forderungen der Natur auf die Gesellschaft anzuwenden, macht Menschen, die bewusst und aktiv die Welt und ihr Leben gestalten könnten, zu Tieren, die ihren Instinkten und Trieben folgen, allen natürlichen Widrigkeiten ausgesetzt sind und alle Krankheiten erleiden.

  2. Der Ansatzpunkt: SARS-CoV-2 ist ein enger Verwandter von SARS-CoV und daher sachgerechterweise als gefährlich einzustufen und primär mit ihm zu vergleichen. Der Vergleich mit den harmlosen Erkältungskrankheiten durch die entfernter verwandten Coronaviren HCoV-HKU1, HCoV-OC43, HCoV-NL63 und HCoV-229E oder mit den durch Influenzaviren verursachten saisonalen Grippen ist sekundär. Alle Grippewellen weltweit sind wegen der Pandemiemaßnahmen ausgefallen. Aber täglich sterben allein in Deutschland Hunderte an Covid-19. Wer gefährlicher ist – Covid-19 oder die Grippe – ist also vollkommen eindeutig erkennbar.

  3. Eine reale Gefahr: SARS-CoV war ein gefährlicher Virus und SARS war eine schwere Krankheit mit knapp 10 Prozent Letalität (das nah verwandte MERS hat eine Letalität von 35 Prozent). SARS-CoV-2 verursacht Covid-19. Covid-19 hat zwar eine geringere Letalität als SARS, aber da sie viel ansteckender ist und eine lange Inkubationszeit hat, tötet sie viel mehr Menschen als SARS. SARS hat 774 Tote gefordert (MERS mehrere Tausend), bei Covid-19 liegen die Schätzungen derzeit zwischen 5 und 20 Millionen Toten. Covid-19 ist also trotz vergleichsweise geringer Letalität – objektiv und absolut gesehen – eindeutig gefährlicher als SARS.

  4. Die historische Einordnung: Nach der Spanischen Grippe (25-100 Mio. Tote) und AIDS (40 Mio. Tote) ist Covid-19 (5-20 Mio. Tote) die drittgrößte Pandemie in den letzten hundert Jahren. Es wäre unvernünftig, dies zu verharmlosen, selbst wenn sich die Weltbevölkerung in den letzten hundert Jahren vervielfacht hat und darum der prozentuale Anteil der Seuchetoten an der Weltbevölkerung geringer ist. Mehrere Millionen vermeidbare Kranke, Tote und trauernde Hinterbliebene sollten vernünftigerweise vermieden anstatt hingenommen werden.

  5. Die verquere Verharmlosung: Covid-19 tötet zwar hauptsächlich alte und kranke Menschen, aber deren Leben ist nicht weniger wert als das anderer Menschen. Darum kann dies nicht als Argument für die Verharmlosung von Covid-19 gelten. Kulturgeschichtlich gibt es nur das Beispiel der arktischen Ureinwohner, bei denen der Senizid (die Tötung der eigenen Eltern) aus schierem Ressourcenmangel eine schwere, aber tolerierte Notmaßnahme im arktischen Winter war. Sonst gilt es bei Menschen zurecht als verpönt, Alte und Kranke zu opfern oder abzuschreiben.

  6. Kritik an Strategie und Maßnahmen: Was man vernünftigerweise kritisieren kann und muss, sind die strategische Zielsetzung und die Effektivität der ergriffenen Pandemie-Maßnahmen (Hygieneregeln, Impfungen). Vernünftigerweise ist dabei das Ziel die faktische Beendigung der Pandemie, nicht ihre ohnmächtige Umdeklarierung zur Endemie. Letzteres bedeutet nur das Scheitern der Vernunft.

  7. Die Gesamtrechnung: In der Gesamtrechnung der verschiedenen Pandemiestrategien ergibt sich folgendes Bild, bei dem nur der dritte Punkt die Verwirklichung von Vernunft ist (und zugleich der Preis-Leistungs-Sieger unter den Strategien); erstere beiden Punkte stellen das Versagen oder die Ohnmacht der Vernunft dar. Hätte man 2019 diese drei Strategien zur Abstimmung vorgeschlagen, die Mehrheit der Menschen hätte – unvoreingenommen und nüchtern – für Punkt 3 gestimmt:
    1. Die Strategie der freien Durchseuchung führt zu sehr vielen Kranken und Toten sowie zu immensen wirtschaftlichen Schäden durch Behandlungskosten und Produktivitätsausfall der Kranken und Toten. Zukünftigen Pandemien würde ebenfalls freier Lauf gelassen mit katastrophalen Auswirkungen.
    2. Die Strategie der gedeckelten Durchseuchung durch Eindämmung führt zu vielen Kranken und Toten, sowie zu langfristigen Schäden für Bildung, Wirtschaft, Einkommen und Freiheit. Auch zukünftige Pandemien würden derartig als Dauerkrisen verwaltet.
    3. Die Strategie der Eradikation oder Eliminierung führt kurzzeitig zu deutlichen Schäden für Bildung, Wirtschaft, Einkommen und Freiheit, dafür muss aber niemand erkranken oder sterben. Die Welt muss nicht jahrelang auf Durchimpfung und Heilmittel warten. Bildungsrückstände können in der Folge durch verkürzte Schulferien aufgeholt werden. Einkommensverluste können durch Kapitalsteuerfinanzierung umgangen werden. Nach wenigen Wochen wäre die Krankheit ausgerottet und könnten Wirtschaft und Leben frei weitergehen. Auch zukünftige Pandemien können mit einer solchen Strategie verhindert oder schnellstmöglich beendet werden.